Radfahren ohne Grenzen
Die „Radfahrvision“ der Dutch Cycling Embassy stellt Vorteile des Radfahrens kompakt zusammen
Als im März 2020 die Straßen plötzlich leer blieben und weltweit Städte abgeriegelt wurden, gewann das Fahrrad eine unerwartet zentrale Rolle im Kampf gegen COVID-19. Innerhalb von nur zwei Jahren wurden in der Europäischen Union 2.600 Kilometer temporäre Radverkehrsinfrastruktur geschaffen – unterstützt durch Investitionen von insgesamt 1,7 Milliarden Euro.
Diese sogenannte „Popup“-Infrastruktur verfolgte zwei Hauptziele:
1. Schaffung von Freiräumen zur Förderung der körperlichen, sozialen und geistigen Gesundheit.
2. Kompensation von Kapazitäts- und Attraktivitätsverlusten des öffentlichen Verkehrs.
Überraschenderweise war die Dringlichkeit, Straßenraum neu zu verteilen, in den Niederlanden während der Pandemie kaum spürbar. Historiker führen dies auf eine ähnliche Krise im Jahr 1973 zurück: das OPEC-Ölembargo. Damals setzten die Niederlande eine grundlegende Wende in der Verkehrspolitik in Gang, die zu einem landesweiten Netz von 37.000 Kilometern separater Radwege und 55.000 Kilometern verkehrsberuhigter Straßen führte. Dieses jahrzehntelange Engagement machte das Land widerstandsfähig – und bereit, Herausforderungen wie die Pandemie zu bewältigen.
Heute, 50 Jahre nach diesem historischen Wendepunkt, sind die Niederlande weltweit bekannt als das einzige Land, in dem es mehr Fahrräder als Einwohnern gibt: 23 Millionen Fahrräder bei einer Bevölkerung von 17 Millionen. Beeindruckend ist auch die jährliche Fahrleistung: Insgesamt werden 17,6 Milliarden Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt – das entspricht mehr als 1.000 Kilometern pro Person!
Doch ähnlich wie Fische, die ihre Umgebung nicht als Wasser wahrnehmen, ist vielen Niederländern gar nicht bewusst, welche bemerkenswerten Maßnahmen ihre Städte sicherer, inklusiver und lebenswerter gemacht haben. Die Fahrradinfrastruktur steigert die Autonomie von Kindern, fördert soziale Interaktion und Vertrauen unter den Bewohnern, schafft geschlechter-, alters- und fähigkeitsgerechte Räume, verbessert die Chancengleichheit und stärkt letztlich die Resilienz der Städte gegenüber aktuellen und zukünftigen Herausforderungen.
Die Aufgabe, vor der wir heute stehen – und der sich die Dutch Cycling Embassy widmet – besteht darin, Städte und Regionen weltweit dabei zu unterstützen, ein ähnliches Maß an „fietsgeluk“ (Fahrradglück) zu erreichen wie in den Niederlanden. Angesichts zusammenlaufender Klima-, Gesundheits- und Sicherheitskrisen wird es immer wichtiger, den Anteil der Radfahrenden in städtischen Gebieten zu erhöhen und den Autoverkehr zu reduzieren. Die Pandemie hat gezeigt, dass dies schnell und kosteneffizient möglich ist – und dass die Welt bereit ist für eine zweirädrige Revolution.
Mit großer Freude präsentiere ich Ihnen die **Dutch Cycling Vision**. Ich bin überzeugt, dass sie Sie inspirieren wird!