Welches Schloss wofür? – Eine Übersicht
Etwa 260.000 Fahrräddiebstähle wurden 2023 polizeilich erfasst – 2014 waren es noch knapp 340.000. Denn mit der Anzahl an hochwertigen Rädern, speziell E-Bikes, wuchs auch die Verbreitung guter Schlösser.
Welche Schlösser es gibt und wofür sie sich eignen, darüber gibt der pressedienst-fahrrad einen Überblick.
Leichtes Drahtseilschlösschen
Dieses kleinste aller Schlösser verhindert vor allem die schnelle Mitnahme eines Rads – denn Gelegenheit macht bekanntlich Diebe. Da es einen Schnippmechanismus hat, lässt sich damit das Rad auch z. B. im Zug gegen Umfallen sichern. Wenn das Fahrrad selbst durch ein stärkeres Schloss geschützt wird, nützt das Minischloss prima zum Anschließen von Taschen und Helmen oder als „Hüttenschloss“ bei Mountainbike-Touren.
Rahmenschloss
Man kennt es vom traditionellen Hollandrad: Für den kurzen Sprung zum Bäcker dreht man den Bügel durchs das Rad und zieht den Schlüssel ab. Vorteil: Das Schloss ist fest am Rad montiert, man kann es also nicht vergessen. Nachteil: Es ist nur eine Wegfahrsperre und hilft nicht gegen Wegtragen – richtig sicher ist das Rad nur, wenn es nicht nur abgeschlossen, sondern auch angeschlossen wird. Dafür gibt es sie auch mit optionaler Anschlusskette oder ‑kabel. (siehe Punkt 7). Das Rahmenschloss erlebt eine Renaissance am Lastenrad und auch an vielen E-Bikes, die meist zu schwer sind, um einfach mal eben weggetragen zu werden.
Kabel- oder Spiralkabelschloss
Diese Art Schlösser ist die wohl am weitesten verbreitete – und darum auch bei Dieben recht beliebt. Im Inneren haben sie geflochtene Stahldrähte und außen eine Gummihülle. Dem Angriff mit roher Gewalt, etwa einem Bolzenschneider, halten sie nicht lange stand. Darum sind sie eher für günstige Räder, kurze Parkdauer und/oder überwachte Parkplätze zu empfehlen.
Faltschloss
Sehr platzsparend lassen sich diese im Zollstockprinzip aufgebauten Schlösser am Rad unterbringen – z. B. an den für Flaschenhalter gedachten Gewinde-Ösen. Es gibt sie in verschiedenen Qualitäten und Gewichtsklassen. Beliebt macht sie vor allem, dass die stabilen Streben sich durch die Gelenke flexibel benutzen lassen. Bei den besseren Faltschlössern finden sich schon die sehr sicheren Scheibenschließzylinder, die nicht gepickt oder mit Schlagschlüsseln geöffnet werden können. Es gilt: Wenn es sicher sein soll, dann wird es schwer.
Bügelschloss
Dieses Schloss ist der ungebrochene Klassiker, quasi der Inbegriff des sicheren Schlosses. Am besten hat es statt eines Rundstahlbügels einen aus Vierkantmaterial, so muss man beide Flanken des Bügels zersägen, weil der Bügel sich nicht aus dem Schloss herausdrehen lässt. Tipp: Wählen Sie das Schloss groß genug, damit der Rahmen an ein Straßenschild o. ä. angeschlossen werden kann. Neueste Versionen des Bügelschlosses verwenden eine Wolframcarbid-Legierung, die selbst Trennschleifern Einhalt gebietet.
Kosten
Ca. 10 % des Fahrradpreises sollten in Sicherheit (Schloss, GPS-Tracker, Versicherung) investiert werden.
Panzerkabelschloss und Panzerkette
Diese dicksten aller Fahrradschlösser halten auch schwerstem Gerät stand. Panzerkabel bestehen aus vielen kleinen geflochtenen Stahlseilen, die wiederum zu einem dicken Strang geflochten und robust mit Stahlsegmenten gekapselt sind. Panzerketten sind aus extra gehärtetem Stahl, der bis zu 14 Millimeter dick sein kann. Selbst große Bolzenschneider kommen hier kaum durch und auch ein Trennschleifer braucht so lange, dass Diebe eher einen Bogen machen. Einziger Nachteil ist freilich ihr Gewicht.
Schlaue Schlaufe
Als cleveres Zubehör zu jeder o. g. Schlossart gibt es diese ummantelten Stahlseilschlaufen in unterschiedlichen Längen. Mit ihnen lassen sich z. B. das Vorderrad, der Sattel oder Taschen schnell mit nur einem Schloss sichern. Aber auch der Kinderanhänger oder ein gesamter Familienausflug vor dem Lokal oder auf dem Autodach sind so gegen Langfinger gesichert.
Smarte Schlösser
Immer mehr Schlösser bieten smarte Funktionen. Manche verfügen über ein Alarmsystem, das durch Bewegungssensoren auslöst und das zwischen einem kleinen Rempler am Radständer und einem Diebstahlversuch unterscheiden kann. Andere Schlösser lassen sich per Smartphone-App öffnen und schließen.
GPS-Tracker
Hat das Rad trotz aller Sicherungsvorkehrungen einen unfreiwilligen Besitzerwechsel erlebt, können die immer verbreiteteren Ortungsgeräte helfen. Meist funktionieren sie über GPS-Module und müssen fest am Rad verbaut sein (Stromquelle E‑Bike-Akku), andere funken über proprietäre Netze wie etwa Apples Airtags und müssen aufgeladen werden. In jedem Falle sollte nach Bemerken des Diebstahls eine Anzeige bei der Polizei erstattet und nicht selbst „ermittelt“ werden. Manche Radhersteller oder Versicherungen bieten die Wiederbeschaffung gestohlener Bikes als Service an.
Akku-Schlösser und Gruppenschließung
Wenn der Akku eines E‑Bikes entnehmbar ist, dann ist er in aller Regel mit einem Schlüssel gesichert. Mitunter lässt sich das E‑Bike so konfigurieren, dass die Schlösser von Akku, Rahmenschloss und evtl. abschließbaren Fächern an Lastenrädern mit demselben Schlüssel zu bedienen sind. Bei Schlossherstellern lassen sich für manche Zylinder weitere Schlösser und Schlüssel nachordern – so können durchaus ganze Familien- oder Firmenfuhrparke mit denselben Schlüsseln ab- und aufgesperrt werden.
--- David Koßmann, Redakteur
Natürlich muss man Schlösser passend zum Parkplatz wählen: An belebter Stelle und im Licht steht das Velo besser als dunkel hinterm Haus – dort muss man dem Schloss schon sehr vertrauen. Wartet das Rad den ganzen Tag am Bahnhof, verdient es möglicherweise zwei unterschiedliche Schlösser. Denn erstens haben alle Diebe ein Lieblingsschloss und zweitens nehmen sie sich im Schnitt nur drei Minuten Zeit. Beim Anschließen sollte das Schloss möglichst weit vom Boden entfernt sein, damit dieser nicht als Widerlager für Hebel dienen kann. Gute Anlehn-Parkbügel haben deshalb im oberen Bereich eine Stahl-Öse oder eine Querstange. Wird der Schließzylinder möglichst unzugänglich positioniert, sind Zugang und Sicht erschwert, was das „intelligente Knacken“ der Schließung mit kleinen Werkzeugen verzögert.
Fahrrad richtig anschließen – zehn Tipps
Eine schlimme Situation, die aber leider häufig vorkommt: Man lässt sein Fahrrad nur kurz stehen und bei der Rückkehr ist es gestohlen. Doch das muss nicht sein. Der pressedienst-fahrrad gibt zehn Tipps, wie man das Fahrrad bestmöglich absichern kann.
1. An und nicht nur ab
Ganz wichtig: Anschließen und nicht nur abschließen. Ein Rad, das nicht an einen festen Gegenstand gekettet ist, lässt sich einfach wegtragen und das Schloss später in Ruhe andernorts knacken. „Im Idealfall sollte das Schloss den Rahmen und das Vorderrad an einem festen Gegenstand absichern. Am besten bringt man es möglichst weit oben am Rahmen an. Das erschwert dem Dieb die Arbeit“, rät Torsten Mendel vom Sicherheitsexperten Abus.
2. Guter Gegenspieler
Aus Punkt eins resultiert natürlich: Ein Schloss ist immer nur so gut wie sein Konterpart. „Ein morscher Zaun oder ein dünnes Stäbchen sind schneller geknackt als das Schloss. Idealerweise finden Radler:innen Anlehnparker vor“, bekräftigt Fidel Delibalta vom Stadtmöblierer WSM. Verbreitet sind große Bügel mit einer oben angebrachten Schließöse, deren Verwendung verhindert, dass zum Beispiel der Boden als Widerlager für einen Bolzenschneider genutzt werden kann.
3. Auf Qualität achten
Lange Jahre galt: Etwa ein Zehntel des Fahrradpreises solle das Schloss kosten. Bei Preisen für E‑Bikes von mittlerweile 3.000 Euro aufwärts allerdings schwer zu realisieren. Das Preisgefüge bei Schlössern beläuft sich zwischen 20 bis ca. 200 Euro. Bei Schlössern mit besonderen Funktionen wie Alarmanlage oder smartem Schloss können die Preise höher sein. Deshalb ist es wichtig, auf Qualität zu achten. Die teureren Modelle verfügen neben schwer zu durchtrennendem Material auch über hochwertige Schließzylinder, die selbst Schloss-Picking-Methoden standhalten. „Und ein gutes Schloss hat einfach auch abschreckende Wirkung, denn es kann eben bedeuten, dass sich die Dieb:innen ein leichteres Opfer suchen“, sagt Daniel Gareus vom Markenvertreiber Cosmic Sports.
4. Zwei Schlösser
Wer sein hochwertiges, neues Rad noch besser schützen will, der setzt auf zwei Schlösser. Wichtig dabei: Zwei in Bauform und Schließsystem unterschiedliche Schlösser zu verwenden. Denn oftmals haben Raddieb:innen sich auf eine bestimmte Schlossart spezialisiert. Und sie gehen gern den Weg geringeren Widerstands …
5. Gruppenschließung
Unterschiedliche Schlösser oder die Absicherung des gesamten Familienfuhrparks können eine anstrengende Sammlung an Fahrradschlüsseln verursachen. „Abhilfe schafft hier die Gruppenschließung, durch die sich mehrere Schlösser mit demselben Schlüssel öffnen lassen“, weiß Markus Riese von Riese & Müller, wo man die Gleichschließung für E‑Bike-Akkus und Faltschlösser anbietet. „Nachschlüssel oder neue Schlösser kann man einfach per Key-Card beim Hersteller ordern.“
6. Zum Lichte drängt doch alles
Hat man eine Wahl, sollte ein Fahrrad immer an belebten, hellen Stellen angeschlossen sein – und nicht in einer dunklen Gasse. Denn dies wäre eine Einladung, sich in aller Ruhe mit dem Rad zu befassen. Der Rat im Umkehrschluss lautet natürlich: Aufmerksamkeit und Zivilcourage zeigen. Also einschreiten, wenn man einen Diebstahl beobachtet.
7. Komponenten sichern
„Hat man das Rad mit einem guten Schloss angeschlossen, sind trotzdem oft die Komponenten einfach demontierbar: Räder und Sattelstütze sind mit Schnellspanner oder Steckachsen gesichert, Bremsen, Schaltung oder Lenker mit handelsüblichen Inbusschrauben“, erklärt Torsten Mendel. Er rät darum zu Schlossschlaufen, die schnell durch Laufräder oder Sättel gezogen werden und auch andere Räder oder Kinderanhänger mit absichern können.
8. „Vernetzte“ Sicherheit sinnvoll nutzen
Ein Rad mit einem GPS-Sender auszustatten ist eine angesagte Variante, die bei einem Diebstahl das Auffinden des Rades erleichtert. Viel wichtiger aber ist, dem Diebstahl selbst vorzubeugen. Und dagegen helfen nur Stahl und eine gute Schließung. Bei den digitalen Möglichkeiten sollte man hingegen auch vorsichtig sein und möglichst nicht alles Preis geben. Radsportler:innen, die ihre Fahrten minutiös aufzeichnen und im Netz teilen, sollten Einstellungen wählen, die Dieben nicht verraten, wo exakt sie ihr teures Rad immer abstellen.
9. Routine ist die Mutter der Porzellankiste
„Ich wollte doch nur eben schnell…“- wer hat den dauernden Ausruf des Beklauten noch nicht gehört? Gelegenheit macht Dieb:innen, weiß der Volksmund und wer aber nicht unbedingt den kleinen Kick braucht, ob das ungesicherte Rad noch da steht, wo man es gelassen hat, ist am besten damit beraten, einfach konsequent immer zum Schloss zu greifen. Auch wenn das An- und Losschließen manchmal länger dauert, als das Brötchenkaufen beim Bäcker.
10. Versicherung prüfen
Ist das Rad tatsächlich gestohlen, wenden sich Radler:innen an ihre Versicherung. Leider oft erst dann. Regelmäßig sollte man prüfen, ob neue Räder – etwa teurere E Bikes – noch von der Police abgedeckt sind, oder ob sich eine eigene Velo-Versicherung anbietet. Folgende Dinge sollte man immer sicher aufbewahren: Fahrradpass, insofern vorhanden, Kaufvertrag mit Rahmennummer und etwaigen weiteren Belegen – und auch Fotos vom Rad. Notfalls könne man sich auch im Fachhandel ein Gutachten über den Wert eines Rads ausstellen lassen.
„Man hat das Gefühl, dass ständig Fahrräder geklaut werden. Dabei sind die gemeldeten Diebstähle in den letzten Jahren zurückgegangen. Das liegt sicherlich an hochwertigeren Schlössern, aber auch dem steigenden Bewusstsein in der Bevölkerung, das hochwertige Rad auch sicher zu parken.“
GPS-Tracking: zusätzlicher Schutz für das Fahrrad
Um ein Fahrrad oder E‑Bike gegen Diebstahl zu schützen, hilft ein gutes Fahrradschloss – das ist klar. Zusätzliche Sicherheit versprechen GPS-Tracker, die offen oder versteckt am Fahrrad verbaut werden. Wie das funktioniert und welche unterschiedlichen Möglichkeiten es gibt, zeigt der pressedienst-fahrrad und wirft dabei auch einen Blick auf die rechtliche Situation. Denn nicht alles ist erlaubt.
Zugegeben: Die Idee eines GPS-Trackers für Fahrräder ist nicht neu. Bereits seit einigen Jahren gibt es unterschiedliche Modelle auf dem Markt, die das Aufspüren von gestohlenen Fahrrädern oder E‑Bikes erleichtern sollen. Die Vielfalt der Tracking-Möglichkeiten hat sich in diesem Jahr dank technischer Weiterentwicklungen allerdings deutlich erhöht. Gemein ist den Ortungsgeräten, dass sie irgendwo am Rad versteckt werden können. Die genaue Standortbestimmung läuft in der Regel per GPS-Satellitennavigation. Im Falle eines Diebstahles kann der Weg des gestohlenen Rades nachverfolgt und der neue Abstellort ermittelt werden.
Akku-Ladestand im Blick behalten
Die GPS-Tracker brauchen zwei Dinge: erstens eine Energieversorgung und zweitens eine SIM-Karte. Als Lösung für die Energieversorgung sind viele Geräte mit einem Akku ausgestattet. Damit der Tracker am Rad nicht direkt ins Auge sticht und so von Langfingern leicht entdeckt bzw. sogar entfernt werden kann, muss der Akku möglichst klein sein, was wiederum Auswirkungen auf die Kapazität hat. Bei manchen Trackern steht bereits ein Aufladen nach rund einer Woche an. Pfiffige Lösungen für das Problem sind Tracker, die an der Fahrradbeleuchtung verbaut und über den Nabendynamo gespeist werden. Somit kann sich der Tracker während der Fahrt immer wieder aufladen und man muss ihn nicht extra zum Laden abbauen. Das funktioniert übrigens auch über den E‑Bike-Akku. Das IoT Venture bietet seine GPS-Tracker deshalb ausschließlich für E-Bikes an. Damit ist eine Versorgung des Trackers auch über Monate gewährleistet.
Tracker kann auch Alarm machen
Diese Technik wird beispielsweise beim RX-Chip von Riese & Müller genutzt. Dieser sitzt unsichtbar im Bike und ermöglicht bei aktiviertem RX-Service den Abruf von Daten zu Standort und Fahrstatistiken. Ein integrierter Stromspeicher sorgt dafür, dass selbst bei entnommenem Akku das Signal noch eine Zeit lang gesendet wird. Ein integrierter digitaler Alarm, der auslöst, wenn das Rad durch Unbekannte bewegt wird, gehört ebenfalls zum Funktionsumfang des Services. Diese Möglichkeiten bietet auch das FIT E‑Bike System. Zusätzlich besteht hier die Möglichkeit, das E‑Bike digital zu verriegeln. Die elektronischen Komponenten werden dann gesperrt und
das E‑Bike kann nur noch ohne Motorunterstützung gefahren werden. Beide Systeme können über herstellereigene Apps gesteuert werden. Außerdem fallen für die GPS-Ortung Kosten in Form von jährlichen bzw. monatlichen Gebühren an. Das ist bei allen Peilsendern der Fall, die auf GPS bzw. anderer Satellitenortung basieren und somit über eine SIM-Karte verfügen müssen. Der Vorteil: Das Tracking ist genau. Die Angebote umfassen in manchen Fällen, z. B. bei Riese & Müller mit Connect Care, einen zubuchbaren Versicherungsschutz, der im Falle eines Diebstahls greift.
Wiederauffindbarkeit
Die Firma IoT Venture gibt an, dass sieben von zehn geklauten Rädern mit GPS-Chip wiedergefunden werden.
Bluetooth: Kostengünstige Alternative
Als kostengünstigere Alternative kommen vermehrt Tracking-Möglichkeiten auf den Markt, die auf der Idee der Airtags von Apple basieren. Der Airtag sendet ein Bluetooth-Signal aus, das jedes Apple-Gerät aufnehmen kann. Die Geräte schicken dann den Standort über die iCloud an die „Wo-ist“-App der Besitzer:innen. Der Vorteil dieses Systems besteht darin, dass außer der Anschaffung keine zusätzlichen Kosten entstehen. Bei der Airbell der gleichnamigen Firma ist der Airtag dezent in der Klingel versteckt. SKS Germany bietet mit dem „Velodetect+“ eine Lösung zum Verstecken unter dem Flaschenhalter. Allerdings hält die Batterie eines Airtags nach etwa einem Jahr ausgetauscht werden, damit das System weiterhin funktioniert. Das australische Unternehmen Knog bietet mit dem “Scout“ deshalb eine wiederaufladbare Lösung mit einer Laufzeit von rund sechs Monaten an. Als Versteck dient hier ebenfalls der Flaschenhalter. Das System ist zusätzlich mit einem bewegungssensorgesteuerten Alarmsystem ausgestattet. Diese Funktion kann per Knog-App aktiviert und deaktiviert werden. Das Problem an diesen Airtag-Lösungen: Die Tracker sind nur mit Apple-Geräten kompatibel. Der Marktanteil von Geräten des US-Herstellers liegt in Deutschland laut Tech-Portalen allerdings nur bei rund 30 Prozent. So kann es passieren, dass in manchen Gebieten kaum bis gar kein Signal eines Trackers festgestellt werden kann. Als Alternative für Android-Nutzer:innen bietet Samsung einen ähnlichen Service mit dem Smarttag an. Auch hier sind Nutzer:innen auf ein Netzwerk aus Samsung-Gerät angewiesen, um verlorene oder gestohlene Dinge wiederzufinden.
Tracking nur für eigene Räder erlaubt
Die Hersteller weisen bei der Inbetriebnahme der Tracker darauf hin, dass die Verfolgung von Personen ohne deren Zustimmung in vielen Ländern eine Straftat darstellt. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die rechtlichen Vorgaben vor der Installation und vor allem Verwendung eines Trackers. Flottenbetreiber dürfen beispielsweise ihre Fahrzeuge mit Trackern ausstatten. Dies gilt auch für Speditionen oder Paketdienste, die auf Lastenräder setzen. Allerdings müssen die Radnutzer:innen über den Tracker im Vorfeld informiert werden, denn heimliches Tracken ist in Deutschland, außer in Notfällen, verboten. Das gilt ebenfalls für das heimliche Anbringen von Trackern an fremden Rädern. Einzig zur Eigensicherung von Fahrzeugen ist ein Tracker erlaubt, eine heimliche Überwachung von anderen Personen allerdings auch nicht gestattet.
Immer Polizei einschalten
Tracker sind also nicht dazu gemacht, bei einem Diebstahl Selbstjustiz anzuwenden, sondern ein Hilfsmittel zur Aufklärung. Der Gang zur Polizei bleibt demnach der richtige Weg, wenn ein Rad gestohlen wurde. Denn ist es die Aufgabe der Gesetzeshüter:innen, Diebesgut sicherzustellen und an seinen oder seine Eigentümer:in zurückzugeben – das Tracking ist dabei ein Hilfsmittel. Über die It’s my Bike-App von IoT Venture kann beispielsweise ein Diebstahl gemeldet werden; die Anzeige wird direkt an die zuständige Behörde geschickt, die die weiteren Schritte einleitet. Im Hintergrund unterstützt ein Team von sogenannten Bike Huntern die Polizeiarbeit, indem sie die Gesetzeshüter:innen per GPS an die Stelle leitet, wo sich das gestohlene Rad befindet. IoT Venture spricht davon, dass aktuell rund sieben von zehn Rädern wiedergefunden werden. In den Niederlanden ist es bereits verpflichtend, einen Tracker zu verbauen, um eine Fahrradversicherung abzuschließen. Der Vorteil einer Versicherung: Bei Beschädigungen am aufgefundenen Bike kann eine kostenlose Reparaturen durchgeführt werden. Sollte das Rad nicht mehr auffindbar sein, erhalten die Besitzer:innen ein gleichwertiges E‑Bike. Und auch bei den Tracking-Systemen über Airtag-Funktionen ist die Polizei zu kontaktieren.
Anschließen, nicht abschließen
Eines ist allerdings auch der beste GPS-Tracker nicht: ein Diebstahlschutz. Er erleichtert lediglich das Wiederauffinden gestohlenen Eigentums. Nicht mehr, nicht weniger. Deshalb sollten auch mit Trackern ausgerüstete Räder immer mit einem hochwertigen Fahrradschloss an einem festen Punkt angeschlossen werden. Belebte, beleuchtete Plätze sind dunklen Gassen immer vorzuziehen. Außerdem funktionieren die Tracker nicht in allen Fällen. Zum Beispiel wird die Funktion erschwert, wenn das Rad in einem Keller versteckt ist. Außerdem kann es sein, dass die Ortungssoftware nicht in allen Ländern benutzt werden darf. Wird das Rad außerhalb der erlaubten Landesgrenzen bewegt, wird lediglich der letztmögliche Standort angezeigt.
„Früher hieß es: Ein Schloss muss ca. zehn Prozent des Fahrradkaufpreises kosten. Heute sagt man: Zehn Prozent des Fahrradpreises sollte man in Sicherheit investieren. Neben einem hochwertigen Schloss schließt das auch einen GPS-Tracker und eine Versicherung mit ein.“
Thomas Geisler, Redakteur