Strunderadweg – Quo Vadis? Eine kritische Wegeschau
Laut der Pressemitteilung der Stadt Bergisch Gladbach vom14.08.2024 soll die im Februar 2024 aufgrund einer Unterspülung vorgenommene Sperrung des Wander- und Radweges jetzt rechtzeitig bis zum Strundetal-Fest am 1. September 2024 aufgehoben werden.
Der ADFC hat diese positive Nachricht zum Anlass genommen, den Zustand des Strunderadwegs von der Quelle in Herrenstrunden bis zur Stadtgrenze Köln unabhängig vom Strundetal-Fest als Ganzes zu untersuchen. Das Ergebnis ist sehr unbefriedigend, insbesondere hinsichtlich der für Ortsunkundige extrem mangelhaften Beschilderung und der in einigen Abschnitten durch überwüchsige Sträucher auch für Spaziergänger massiv eingeschränkten Passierbarkeit.
Der Streckenführung ist 2014 im Rahmen des Regionale-Projektes „Regiogrün“ als „Erlebnisroute Ost“, abseits von Hauptverkehrsstraßen, möglichst Bach- und Naturnah und entlang der historischen Mühlenstandorte, umgesetzt worden. Wo die bach-nahe Führung nicht möglich war, führt der Weg über öffentliche Straßen (insb. zwischen Zanders und Finanzamt). Die resultierende Strecke mit vielen „Points of Interests“ ist sehr reizvoll, aber an vielen Stellen nicht intuitiv zu finden. Nur mittels des von der Tourismus-Abteilung der Stadt herausgegebenen Flyers mit Karte (Siehe Bild 1) ist eine Orientierung halbwegs zielführend.
Als zusätzliche Orientierungshilfe wurde 2014 eine wegweisende Beschilderung an Kreuzungen und Einmündungen mit Angabe der jeweiligen Richtung „Rhein“ bzw. „Quelle der Strunde“ etabliert. Ohne spezifisches Kartenmaterial ist die aktuelle Beschilderung aber wenig hilfreich. Denn die Schilder sind an entscheidenden Stellen oft nur für eine Richtung vorhanden oder fehlen völlig. Manchmal sind sie auch falsch, wie z.B. an der Hauptstraße, wo man angeblich an der Gnadenkirche der steilen Straße auf den „Quirlsberg“ folgen soll, um zur Quelle der Strunde zu gelangen (Bild 2). Die Wegweisung in Richtung Rhein sucht man vergeblich. Falsch ist auch die Beschilderung an der Einmündung Vollmühlenweg, wo man auf dem Weg zur Quelle über die viel befahrene Landesstraße statt an der autofreien Strunde entlang geschickt wird (Bild 3).
Vorschlag zu alternativer Streckenführung: Hier wäre es u.E. sinnvoll - nachdem im Rahmen des „Strunde-hoch-vier-Projektes“ auf schöner Weise die Offenlegung der Strunde im Bereich der Buchmühle erfolgt ist - zukünftig die Strecke näher an der Strunde entlang zu führen, d.h., weg von der Hauptverkehrsstraße und stattdessen über „Am Mühlenberg“, „An der Strunde“ und Buchmühlenplatz bis zur Strundebrücke an der Villa Zanders.
Viele Wegweisungslücken gibt es auch zwischen dem Schlodderdicher Weg und dem Thielenbruch. Wenn die Strunde hier der Beschilderung folgen müsste, würde sie den Rhein nicht finden und - wie bereits im Mittelalter - hier wieder versickern.
Bezüglich der Passierbarkeit des Weges fallen drei Abschnitte negativ auf:
- Der Abzweig in den Gierather Wald, parallel zum Gierather Weg bis zur Straße „Am Rodenbach“ auf der alten Straßenbahntrasse (Bild 4 und 5).
Hier ist der Weg zunächst sehr schmal, matschig und durch eingewachsene Sträucher nahezu unpassierbar, ein unangenehmes Erlebnis. Ein schonender Rückschnitt und kleinere Ausbesserungen der Fahrbahn sind hier dringend erforderlich, um eine Passierbarkeit sicherzustellen. Das Grünflächenamt der Stadt ist auf Anfrage sehr zögerlich, da der Abschnitt sich am Rande eines Naturschutzgebiets befindet. Der ADFC steht hier auf dem Standpunkt, dass - solange der Weg in Karten und durch Beschilderung vor Ort eindeutig als Strunderadweg ausgewiesen ist – auch eine sichere Passierbarkeit für Rad- und Fußverkehr gewährleistet werden muss. Auch der Abschnitt zwischen Igeler Mühle und Hombach liegt übrigens innerhalb eines Naturschutzgebietes. Radverkehr und Naturschutz sind auf einer solchen „Erlebnisroute“ sehr gut vereinbar. Mountainbiker wurden im Abschnitt des Gierather Waldes bisher nicht gesichtet.
Im folgenden Abschnitt bis zu „Am Rodenbach“ ist der Weg, von Bäumen unter einer Hochspannungsleitung freigehalten, zwar ausreichend breit. Aber auf dem Fels-steinigen Untergrund der alten Straßenbahntrasse werden Radfahrende, Kinderwagen, Rollstühle und Rollatoren kräftig und unsanft durchgeschüttelt (Bild 6 und 7).
Konflikte mit dem Naturschutz sehen wir auch hier nicht. Seit langem wünschen sich die Nutzer auf diesem Abschnitt zumindest für ihre Radfahrzeuge eine Rolleigenschaft analog zu einer wassergebundenen Deckschicht, wie sie ja auch auf dem Radweg am Rückhaltebecken zwischen Rodenbach und dem Finanzamt angelegt wurde.
Der Abschnitt zwischen Igeler Mühle und Einmündung des Hombachs in die Strunde (nicht betroffen von der aktuellen Sperrung). Dieser Abschnitt ist auch Teil des Lyrik-Pfades. Hier hat sich das Drüsige Springkraut als invasiver Neophyt stark ausgebreitet. Es wird generell als Bedrohung für ganze heimische Pflanzengesellschaften in deren Lebensraum betrachtet. Am Strundeweg nimmt das mehr als 2 m hohe Kraut natürlich keine Rücksicht auf Fuß- oder Radverkehr und macht ein Passieren oder ein Genießen der Lyrik nahezu unmöglich (Bild 8+9).
Die tagsüber gut sichtbare Stelle kann zwar bei Helligkeit einfach und sicher umfahren werden. Bei Dunkelheit entziehen sich die zwei Baumstämme jedoch dem auf den Boden ausgerichteten Fahrrad-Scheinwerfer und stellt ein Verletzungsrisiko dar. Die Gefährdung kann mit einfachen Mitteln beseitigt werden.
Wenig weiter im Bereich der Anhöhe gibt es eine Stelle, die nicht barrierefrei ist und die Passierbarkeit für Radfahrzeuge aller Art einschränkt (Bild 11). Die Deckschicht des Weges wird an mehreren Stellen der Anhöhe durch ursprünglich zur Entwässerung eingebaute Stahl-Rinnen unterbrochen. An der im Bild gezeigten Stelle ist die Deckschicht durch Starkregen besonders stark ausgewaschen und hat zu einer bergauf schwer zu überwindenden Kante geführt. Auch hier sollte es mit einfachen Mitteln möglich sein, die Fahrbahndecke an der zu hohen Kante anzugleichen.
Fazit:
Der Strunderadweg ist eine attraktive Möglichkeit für Einwohner und Touristen, die Natur und die Geschichte der Strunde zu erleben. Leider ist die Strecke insgesamt sehr schlecht ausgeschildet und an einigen Stellen nicht ausreichend unterhalten. Es erweckt sich der Eindruck, dass in der Stadtverwaltung die Zuständigkeiten und Prozesse (z. B. regelmäßige Streckenkontrollen) für den Strunderadweg nicht klar genug geregelt sind. Der Stunderadweg ist über unsere Stadtgrenzen hinaus eine hochkarätige Visitenkarte der Stadt. Auch in Zeiten knapper personeller Ressourcen sollte er daher eine höhere Priorität für Pflege und Erhaltung als bisher bekommen. Vielleicht gibt es auch Möglichkeiten einer zusätzlichen ehrenamtlichen Unterstützung aus der Bürgerschaft oder Vereinen (Wegepatenschaften)?