Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband RheinBerg-Oberberg e. V.

Steigende Zahl an Alleinunfällen bei Radfahrenden

Ursachen und Lösungsansätze

Ein Radfahrer fährt auf einem kaputten Radweg
Ein Radfahrer fährt auf einem kaputten Radweg © GPT

Die Zahl der Alleinunfälle von Radfahrenden nimmt zu. Hauptgründe sind eine unzureichende Infrastruktur und mangelnde Wartung der Radwege. Experten fordern daher dringend Verbesserungen, wobei insbesondere die Niederlande als Vorbild dienen könnten. Dort sind die Radwege nicht nur breiter, sondern auch besser gepflegt. Doch welche weiteren Maßnahmen sind erforderlich? 

Gefahren auf den Radwegen

Ob vereiste Pützen, feuchtes Laub, Rollsplit oder Schlaglöcher – solche unerwarteten Hindernisse stellen insbesondere in den Wintermonaten ein erhebliches Risiko für Radfahrende dar. Eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zeigt eine besorgniserregende Entwicklung: Die Zahl der gemeldeten Alleinunfälle stieg von 10.140 im Jahr 2000 auf 27.394 im Jahr 2023. Laut UDV-Leiterin Kirstin Zeidler dürfte sich dieser negative Trend auch 2024 fortgesetzt haben.

Die Dunkelziffer ist wohl noch deutlich höher. Studien aus den Niederlanden gehen davon aus, dass bis zu 98 Prozent der Alleinunfälle nicht offiziell erfasst werden. Die Auswirkungen sind gravierend: Diese Unfälle machen mittlerweile 33 Prozent der getöteten und 44 Prozent der schwer verletzten Radfahrenden aus. Auch auf dem Arbeitsweg steigen die Unfallzahlen, warnt Caroline Lodemann, Geschäftsführerin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

Mehr Radfahrende, mehr Unfälle

Die steigende Zahl an Radfahrenden trägt ebenfalls zur Zunahme der Unfälle bei. Laut der UDV-Studie ist die täglich mit dem Fahrrad zurückgelegte Strecke von 82 Millionen Personenkilometern im Jahr 2002 auf 112 Millionen im Jahr 2017 gestiegen. Besonders Pedelecs tauchen zunehmend in Unfallstatistiken auf. Obwohl sie nicht per se gefährlicher sind als herkömmliche Fahrräder, sind sie schwerer, beschleunigen schneller und sind daher anspruchsvoller in der Handhabung.

Risikofaktoren: Infrastruktur und Fahrverhalten

Ein weiterer bedeutender Faktor ist der Zustand der Radwege. Viele von ihnen sind durch Schlaglöcher, Baumwurzeln oder ungünstig platzierte Poller und Schilder beeinträchtigt. Besonders im Winter sorgen Laub, Schmutz, Schnee und Eis für zusätzliche Gefahren. „Wenn die Pflege und der Ausbau der Radwege nicht beschleunigt werden, wird das Unfallrisiko weiter steigen“, warnt Lodemann. Dazu gehört auch ein verbesserter Winterdienst: Streustoffe und Laub sollten schneller entfernt werden.

Doch nicht nur die Infrastruktur ist schuld. Laut Polizei sind rund 20 Prozent der Alleinunfälle auf Fahrfehler zurückzuführen, etwa durch zu hohe Geschwindigkeit, abruptes Bremsen oder Ablenkung durch Handys. In 17 Prozent der Fälle spielt Alkohol eine Rolle, wobei Befragungen der Verunglückten nur eine Quote von vier Prozent ergeben – ein deutlicher Unterschied zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung.

Maßnahmen zum Schutz der Radfahrenden

Zur Unfallvermeidung sollten Radfahrende einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Dazu gehören die regelmäßige Kontrolle der Bremsen und des Lichts sowie das Reduzieren des Reifendrucks bei glatten Fahrbahnen für besseren Halt. Wer ein neues Fahrradmodell nutzt, insbesondere Pedelecs mit Scheibenbremsen, sollte sich mit dessen Handhabung vertraut machen. Ein Sicherheitstraining kann insbesondere älteren Menschen helfen. Zudem kann das Tragen eines Helms das Risiko schwerer Kopfverletzungen erheblich senken.

Handlungsbedarf bei der Infrastruktur

Experten sind sich einig: Die mangelhafte Radverkehrsinfrastruktur trägt erheblich zur hohen Unfallquote bei. „Es gibt nur vereinzelt gut ausgebaute Abschnitte“, kritisiert Tobias Klein vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu). Häufig fehlen sichere Radwege oder sie sind zu eng und von Hindernissen blockiert. Auch die Beleuchtung ist oft unzureichend. Besonders problematisch sind Bordsteine, die im falschen Winkel zu überwinden sind, sowie Straßenbahnschienen, in denen Räder leicht stecken bleiben.

Bessere Planung als Schlüssel zur Sicherheit

Michael Haase, Verkehrsplaner aus Dresden, fordert, dass Hindernisse auf Radwegen reflektierende Markierungen erhalten und sicher in die Weggestaltung integriert werden. Zudem sollten beim Bau neuer Radwege die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) sowie die „Hinweise zur einheitlichen Bewertung von Radverkehrsanlagen (H EBRA 2021)“ beachtet werden. Eine regelmäßige automatisierte Zustandserfassung könnte helfen, Wartungsbedarf frühzeitig zu erkennen.

Die Niederlande zeigen, wie es besser geht. Dort sind die Radwege in deutlich besserem Zustand als in Deutschland. Klein empfiehlt daher, Radwege breiter zu gestalten, um sicheres Überholen zu ermöglichen. Zudem sollten sie gut sichtbar und durchgängig vernetzt sein. Besonders an Engstellen mit Bahnverkehr müssten notfalls Parkplätze weichen, um sichere Querungen zu ermöglichen. Planer sollten sich an den Standards des Autoverkehrs orientieren, um den Radverkehr sicherer und komfortabler zu machen.


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