Das war die Radsternfahrt zum 31. Jahrestag

Gemeinsames Gedenken: Das war die Radsternfahrt zum 31. Jahrestag des Solinger Brandanschlags

Start der Sternfahrt am Rathaus GL
Start der Sternfahrt am Rathaus GL © Robert Wagner

Der 31. Jahrestag des tragischen rassistischen Brandanschlags in Solingen, bei dem fünf Mitglieder der Familie Genç im Jahr 1993 ihr Leben verloren, rückt näher. Im Gedenken an die Opfer und als klare Botschaft gegen jeglichen Rassismus und Hass hat der Landesintegrationsrat NRW erneut zu einer Radsternfahrt nach Solingen am Sonntag, den 26. Mai 2024 eingeladen.

Auf Initiative des Integrationsrates Bergisch Gladbach vereinten sich unter dem Motto "Gemeinsam bewegen, erinnern und ein Zeichen gegen Rassismus setzen!" Radfahrerinnen und Radfahrer aus zahlreichen Städten in NRW, so auch in diesem Jahr aus Bergisch Gladbach und Umgebung, um an dieser bewegenden Aktion teilzunehmen.

"Wir unterstützen gerne diese Initiative des Landesintegrationsrates NRW, um gemeinsam auf sportliche Weise ein Zeichen für Toleranz und Zusammenhalt zu setzen. Gerade mit Blick auf den täglichen toleranten Zusammenhalt in unseren zahlreichen und vielfältigen Sportvereinen und die besondere soziale Bedeutung des Sports in unserer Stadtgesellschaft wollen wir aktiv und bewegend mit erinnern, dass dieser schlimme Anschlag nicht in Vergessenheit gerät", erklärte Dettlef Rockenberg vom Stadtsportverband Bergisch Gladbach und selbst aktiver Teilnehmer der letztjährigen Gedenkfahrt.

"Für alle angemeldeten Teilnehmenden wurden T-Shirts mit antirassistischen Slogans (Motto: „Bunt statt Braun“) von Redouan Tollih bereitgestellt. Am Start- und Zielort wurden Plakate und Transparente angebracht, um die Erinnerung an den Brandanschlag wachzuhalten und ein starkes Signal gegen Rassismus zu senden", erklärt Redouan Tollih vom Integrationsrat Bergisch Gladbach.

Die lokalen Unterstützer der Aktion des Landesintegrationsrates, ADFC, Integrationsrat und Stadtsportverband setzten gemeinsam ein bewegtes und bewegendes kraftvolles Zeichen gegen Rassismus und leisteten einen Beitrag zu einer inklusiven und solidarischen Gesellschaft.

Die Route führte vom Konrad-Adenauer-Platz in Bergisch Gladbach über Odenthal und Opladen (+ Teilnehmer aus Burscheid und Köln) zum Hauptbahnhof Solingen-Ohligs (+ Teilnehmer aus Monheim). Dort konnten wir uns erst einmal mit belegtem Fladenbrot und Getränken kräftigen bevor es zum Mahnmal für die Opfer des Brandanschlags weiterging.

Das Mahnmal

Das Mahnmal steht auf dem Gebiet der Mildred-Scheel Schule. Gebaut wurde es von der Jugendhilfe-Werkstatt. Das Solinger Mahnmal ist eines der wenigen lebendigen Mahnmäler, an dem alle Menschen mitwirken können. Es ist noch lange nicht „vollendet“ und noch heute können Menschen ihre Anteilnahme mit ihrem eigenen Ring bezeugen, den sie in der Werkstatt mit ihrem Namen versehen.  Um etwa 150 bis 200 Ringe jährlich wächst auch 25 Jahre danach das Mahnmal kontinuierlich weiter. Das Mahnmal hat inzwischen mehr als 6500 benamte Ringe.

Weiter ging es zum Standort des abgebrannten Hauses in der Unteren Wernerstraße in Solingen. Uns fiel auf, dass beide Orte weit entfernt sind. Bezgl. des Ortes gab es wohl Stress mit der Stadt. Die wollte das Ereignis wohl schnell unter den Teppich kehren und zur Tagesordnung übergehen.

Würdigung für Mevlüde Genç

Schwer zu verstehen ist auch ihr Einsatz. Die inzwischen verstorbene Mevlüde Genç - Mutter, Tante und Großmutter der Todesopfer wurde Vorbild und Friedensbotschafterin. Genç, die Zeugin schlimmster Auswüchse von Rassismus geworden ist, habe sich nicht dazu verleiten lassen, zu hassen. Sie habe trotz des Verlustes von Familienmitgliedern Vergebung und Toleranz gelehrt.

Hintergrund: Der Brandanschlag vom 29. Mai 1993 in Solingen

In der Nacht zum 29. Mai 1993 wurden bei einem rassistisch motivierten Brandanschlag auf das Haus der Familie Genç fünf Frauen und Mädchen mit türkischem Migrationshintergrund getötet: Gürsün İnce (27), Hatice Genç (18), Gülüstan Öztürk (12), Hülya Genç (9) und Saime Genç (4). Vierzehn weitere Familienmitglieder erlitten teils lebensgefährliche Verletzungen. Bekir Genç, der Sohn von Mevlüde Genç, erlitt so schwere Verbrennungen, dass sein Leben bis heute von Krankenhausaufenthalten und Pflege geprägt ist.

Dieser Anschlag war bis zu diesem Zeitpunkt der folgenschwerste rassistische Angriff in der Geschichte der Bundesrepublik. Nur wenige Tage nach dem Verbrechen wurden die Täter festgenommen: Vier männliche Jugendliche aus der Nachbarschaft in Solingen im Alter von 16 bis 23 Jahren, die bereits zuvor durch rechtsextreme Äußerungen aufgefallen waren.

Die vier verurteilten Täter sind inzwischen auf freiem Fuß und leben in verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens. Nach Verbüßung ihrer Strafe haben sie es jedoch nicht geschafft, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.


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